Umerziehungslager

 

Nachdem die chinesische Regierung lange Zeit die Existenz von Umerziehungslagern geleugnet hatte, musste sie 2018, nachdem Satellitenbilder dieser Lager weltweit in Umlauf kamen, widerwillig erklären, dass es in Xinjiang eine Art von Schulungszentren gab, in denen Uiguren Chinesisch-Unterricht und eine adäquate Berufsausbildung erhielten: eine wunderbare soziale Einrichtung für Menschen, die vorher keinen Halt im Leben fanden.

   So hieß es von da an, obwohl alle Welt wusste, dass diese Bildungsanstalten in Wirklichkeit Konzentrationslager waren, in denen Uiguren und Mitglieder anderer muslimischer Minderheiten willkürlich eingesperrt wurden, weil sie möglicherweise nicht voll und ganz hinter der Kommunistischen Partei standen, weil sie an ihrer Kultur festhielten, an Allah glaubten oder Kontakt zum Ausland unterhielten. Alle Welt wusste es und doch glaubte China noch immer, mit seiner Schönfärberei duchzukommen.

   Damit ist es nun aber auch vorbei. Jetzt gibt es Beweise für die Existenz und den eindeutigen Zweck dieser Lager, denn interne Dokumente mit genauen Beschreibungen und detaillierten Anweisungen an das Überwachungspersonal gelangten an westliche Journalisten und seitdem berichten die Medien in aller Welt über diesen „kulturellen Genozid“, wie der China-Experte Adrian Zenz es nennt.

 

Siehe hierzu:
https://www.youtube.com/watch?v=huDU3JfHmc0&app=desktop

https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/weltsichten/201912/01/392009.html

ARTE 2022 (!) https://www.arte.tv/de/videos/100174-000-A/china-das-drama-der-uiguren/

 

Auszug aus einem Artikel von Nathan VanderKlippe, Asien-Korrespondent von The Globe and Mail (Juli 2018):

https://www.theglobeandmail.com/world/article-former-detainees-recount-abuse-in-chinese-re-education-centres/

 

Es heißt, dass sich derzeit bis zu einer Million Uiguren in Umerziehungslagern befinden, also fast ein Zehntel der uigurischen Bevölkerung Xinjiangs. Grund für eine Internierung sind vor allem drei Kategorien von Vergehen:
religiöse Aktivitäten; Auslandsreisen oder Kontakt zu Personen im Ausland; Missachten von Regeln wie: nicht Chinesisch sprechen, Nichtachtung der Peking-Zeit (zwischen Peking und Xinjiang liegen 2 Stunden Zeitverschiebung), dem Hissen der Nationalfahne fernbleiben.

 

Einige Uiguren, die in einem Umerziehungslager interniert waren, berichten:

Bewaffnete Wachen überall; Kameras beobachten jeden Insassen auf Schritt und Tritt, auch auf der Toilette; einigen werden unbekannte Medikamente verabreicht, werden misshandelt und gezwungen, Schweinefleisch zu essen; viele begehen einen Selbstmordversuch (was hart bestraft wird, sofern er misslingt). Alle werden von früh bis spät indoktriniert mit Parolen wie:

„Xi Jinping, Führer der Welt. Das neue China ist das großartigste Land. Alle anderen Länder, besonders die USA, sind schlecht. Kapitalismus ist schlecht, falsch und gescheitert. Sozialismus nach chinesischem Muster ist am besten.“

“Xi Jinping ist groß! Die Kommunistische Partei ist groß! Ich verdiente Bestrafung, weil ich nicht verstanden habe, dass Präsident Xi Jinping und die Kommunistische Partei mir helfen können.”

 

Regelmäßige Selbstkritik ist angesagt, oft zu schreiben bis spät in die Nacht:
„Meine Seele ist von einer schweren Krankheit befallen. Es gibt keinen Gott. Ich glaube nicht an Gott. Ich glaube an die Kommunistische Partei.“
Oder: „Ich bin so blind, dass ich die Großartigkeit der Gesetze unseres mächtigen Landes nicht erkannt habe. Ich bin so dumm, dass ich unserem Präsidenten Xi Jinping keine Dankbarkeit erwiesen habe.“
„Ich bin ein Verräter, ein Separatist und ein Terrorist.“

 

Vor und nach den Mahlzeiten rufen alle gemeinsam: „Lang lebe Xi Jinping! Möge er zehntausend Jahre leben!“ Es werden „rote“ Lieder gesungen und Slogan rezitiert, manche davon aus der Zeit der Kulturrevolution. Kommunistische Propaganda ist ein wichtiges Thema, ebenso die Lobpreisung Xi Jinpings, und man lernt auch, wie gefährlich es ist, ins Ausland zu fahren, weil man dort allzu leicht „infiziert“ werden kann.

 

Der Personenkult um Xi Jinping ähnelt bereits dem um Mao Zedong und seine Gedanken zur Staatsführung, veröffentlicht in einem Buch, werden an vielen Universitäten in speziell eingerichteten Seminaren studiert.

 

Siehe auch:

2021: Zwei Uigurinnen berichten auch Umerziehungslagern: https://www.youtube.com/watch?v=seoGUBQdzdo#

 

https://www.ardmediathek.de/tv/Weltbilder/China-Umerziehungslager-f%C3%BCr-Andersdenke/NDR-Fernsehen/Video?bcastId=3906326&documentId=55963108